Mädchen oder Junge? Für werdende Eltern ist das eine der ersten großen Fragen. Ein Blick auf den Ultraschall oder das Neugeborene und die Sache scheint klar. Oder?
Lange Zeit verließ man sich bei der Geschlechtszuschreibung auf , körperliche Merkmale und die geschlechtliche Binarität, also die Zweigeschlechtlichkeit. Dabei belegen laut dem Bundesverband Trans* e.V. historische Zeugnisse, dass es in vielen Kulturen und Zeiten bereits Regeln für Übergänge zwischen den Geschlechtern oder für ein „drittes“/„viertes“ Geschlecht gab.
Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich in Deutschland eine Bewegung entwickelt, die sich für geschlechtliche Vielfalt einsetzt. Sie betont, dass Geschlecht eine Frage der Identität ist. Die Bewegung setzt sich für Gleichberechtigung von trans* Personen ein, also von Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Trans Männer wurden etwa bei der Geburt nicht dem männlichen Geschlecht zugeordnet. Trans Frauen wurden bei der Geburt nicht dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Viele trans* Personen lehnen binäre Kategorien von Mann und Frau aber auch komplett ab. Sie bezeichnen sich selbst als non-binär.
Das Selbstbestimmungsgesetz – Ein erster Schritt gegen institutionelle trans* Feindlichkeit
Ein wichtiger Meilenstein im Kampf um trans* Gerechtigkeit ist das Selbstbestimmungsgesetz (Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag, SBGG). Im April 2024 löste es das vorher geltende, diskriminierende und in weiten Teilen verfassungswidrige sogenannte “Transsexuellengesetz” ab. Ab dem 1. November 2024 können trans*, intergeschlechtliche und non-binäre Menschen nun durch eigene Erklärung beim Standesamt ihren Namen, Personenstand und den Geschlechtseintrag ändern. Es gibt aber auch einige berechtigte Kritik und Verbesserungsbedarf am Selbstbestimmungsgesetz. Mehr dazu könnt ihr zum Beispiel in dieser Pressemitteilung des Bundesverband Trans e.V. lesen.
Trotz dieser trans* positiven Entwicklung ist Diskriminierung für trans* Personen bitterer Alltag. Ihnen wird die Geschlechtsidentität abgesprochen, lebensnotwendige Wünsche werden absichtlich missachtet, sie werden aus Räumen und Diskursen ausgeschlossen, beschimpft, bedroht und ihnen wird Gewalt angetan. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes verzeichnete 2008 bis 2023 weltweit 4.690 Morde an trans* Personen, 107 in der EU und drei in Deutschland.
Feministischer Widerstand gegen trans* Feindlichkeit
Feminismus kämpft für Geschlechtergerechtigkeit, eine gerechtere Welt und gegen patriarchale, unterdrückende Strukturen. Es geht darum, marginalisierte Gruppen – wie trans* Personen – zu unterstützen und diskriminierende Geschlechterrollen aufzubrechen. Für diesen Widerstand braucht es Allys (Siehe auch unseren Blogpost: Was ist Allyship), die selbst nicht Teil der vulnerablen Gruppe sind.
Übrigens: Nicht alle Personen, die sich selbst als “Feminist*innen” bezeichnen, sind wirklich feministisch. So schließen bestimmte selbsternannte “feministische” Gruppierungen trans* Personen aktiv aus und sprechen trans* Personen ihre Identität und Daseinsberechtigung ab. Diese Gruppierungen werden auch TERFs genannt – trans* ausschließende Radikalfeministinnen. Mehr dazu, warum Transfeindlichkeit nichts mit Feminismus zu tun hat, findest du hier.
10 Dinge, die du als Ally für trans* Personen tun kannst
Du bist nicht trans* und möchtest Menschen, die aufgrund ihrer nicht heteronormativen Geschlechtsidentität diskriminiert werden, als Ally unterstützen? Das kannst du tun:
Beurteile das Geschlecht nicht aufgrund von Genitalien oder körperlichen Merkmalen, sondern danach, wie sich eine Person identifiziert
Verwende die Pronomen und den Namen, die die trans* Person gewählt hat
Gehe auf Demonstrationen, wenn du kannst. Unterstütze trans* Personen dabei, ihre Anliegen und Kämpfe auf der Straße sichtbar zu machen.
Stelle nur dann intime Fragen, wenn trans* Personen mit dir darüber sprechen wollen
Biete trans* Personen Unterstützung beim Outing an, sofern sie sich outen wollen
Schließe trans* Personen bei Räumen, Diskursen und Veranstaltungen aktiv ein
Nimm Diskriminierungserfahrungen von trans* Personen ernst
Brich trans* diskriminierende Feindbilder auf
Kläre andere Menschen über trans* Feindlichkeit auf
Schreite bei Diskriminierung von trans* Personen ein – vom trans* feindlichen Spruch bis zur Gewaltandrohung
Quellen:
https://www.bpb.de/themen/gender-diversitaet/geschlechtliche-vielfalt-trans/245379/entwicklungen-der-trans-bewegung-in-deutschland/
https://www.bundesverband-trans.de/wp-content/uploads/2022/02/Trans_ganz_einfach_10_ONLINE.pdf