Internationaler Tag gegen Gewalt an FLINTA*

Geschlechtsspezifische Gewalt und vor allem auch häusliche Gewalt sind in Deutschland nach wie vor ein großes Problem, über das viel zu wenig gesprochen und aufgeklärt wird. Jede*r kann davon betroffen sein, ganz unabhängig von Familienstand, Alter, Herkunft, sexueller Orientierung oder Vermögen.

Bei manchen Frauen ist die Gefahr besonders hoch, von Gewalt betroffen zu sein. Beispielsweise trans Frauen, queere Frauen, be_Hinderte Frauen, wohnungslose Frauen, von Rassismus betroffene Frauen oder Frauen mit ungeklärtem Aufenthaltstitel sind oft besonders vulnerabel, da sie Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt sind. Und nicht nur Frauen erfahren aufgrund ihres Geschlechts Gewalt. Auch nicht-binäre Menschen, intersexuelle Menschen, agender oder auch trans Männer erleben systematische, geschlechtsspezifische Gewalt.

In Deutschland sind FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) täglich von Gewalt betroffen. Mehr als einmal pro Stunde wird zum Beispiel in Deutschland eine Frau durch ihren (Ex-)Partner gefährlich verletzt. Im Jahr 2020 wurden 782 Straftaten von Hasskriminalität gegen LSBTIQ* registriert, darunter 154 Gewalttaten. Die Dunkelziffer ist noch weitaus höher, die allerwenigsten Fälle werden zur Anzeige gebracht.

Wichtig ist, dass geschlechtsspezifische Gewalttaten keine Einzelschicksale sind, auch wenn es medial häufig so dargestellt wird. Sie sind vielmehr Ausdruck historisch gewachsener, ungleicher Machtverhältnisse zwischen Geschlechtern. Kontrolle und Machtausübung spielen eine große Rolle bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt.

Um auf diese Themen und Sachverhalte aufmerksam zu machen, haben wir uns im November 2021 mit anderen feministischen Organisationen in Berlin zusammengeschlossen, um einen Aktionstags zum internationalen Tag gegen Gewalt an FLINTA* durchzuführen. Wir wollten Interessierte für das Thema sensibilisieren, darüber ins Gespräch kommen und zeigen, dass dies ein Thema ist, das alle angeht, über das aber immer noch viel zu viel geschwiegen wird.

Am 25. November 2021 haben wir zusammen mit den Gruppen FrühjahrsRuf, Catcalls of Berlin, Rosa, U:nited und der Peer Beratung der Lebenshilfe Berlin am Frankfurter Tor eine Kundgebung veranstaltet. Es gab viele Informationen, Mitmachaktionen, Kunst, Ankreideaktionen, motivierende Reden und Selbstbehauptungstraining. 

 

Unser Fokus des Aktionstag war das Thema „Wohnen und Gewalt“. Wir hatten viel Infomaterialien zu diesem Thema, Nummern und Adressen, an die sich betroffene Personen wenden können, eine Mitmach-Station mit Fragen und ein Kunst-Infografik Projekt der Grafikerin und Illustratorin Kalina Mateeva. Sie entwarf vier Plakate, die vier verschiedene Formen von Gewalt gegen FLINTA* vorstellten: finanzielle, psychische, körperliche und sexualisierte Gewalt. Passant*innen konnten im Vorübergehen kleine Zettel an jenen Plakaten abreißen, dessen Form von Gewalt sie bereits erlebt hatten und trugen so zu einer repräsentativen Darstellung der Gewalterfahrungen bei, die FLINTA* täglich erleben. 

Danke an FrühjahrsRuf für die Organisation und an alle, die vorbeigekommen sind. Wir freuen uns, dabei gewesen zu sein und ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt zu haben!

Foto von Kalina Mateeva